Englischer Titel: The Most Beautiful Originaltitel: Die Schönste
Drama – DDR Produktionsjahr: 1957 Filmlänge: 81 Minuten
Regie: Ernesto Remania Buch: Ernesto Remania, Arthur Kuhnert Kamera: Robert Baberske Musik: Manfred Nitschke
Filmbeschreibung:
West-Berlin in den fünfziger Jahren: Die Nachbarsjungen Thomas Berndorf und Hannes Wille sind gute Freunde. Hannes ist der Sohn eines Werkmeisters und Garagenverwalters, Thomas der Sohn des reichen Unternehmers Alexander Berndorf. In seiner Freizeit verdient sich Hannes Geld, indem er Alexander Berndorfs Mercedes 300 putzt. Als Thomas ihm das Foto seiner Mutter in einer Illustrierten zeigt, behauptet Hannes, sie sei nur wegen des Colliers, das sie auf dem Bild trägt, so schön. Thomas fordert ihn daraufhin zu einer Wette heraus: Er will seiner Mutter das Collier stehlen und Hannes soll gleichzeitig seiner Mutter eine mühsam ersparte Brosche entwenden. Dann würde man schon sehen, welche Mutter ohne ihren Schmuck die schönere sei. In beiden Haushalten finden abends Feste statt. Hannes’ Vater ist seit fünfundzwanzig Jahren Werkmeister und bekommt Besuch von seinen Kollegen. Hannes gelingt es, die Brosche zu stehlen. Ihr Verschwinden sorgt für Ratlosigkeit, und es ist der Vater, der seiner Frau Vorwürfe macht, da sie ihren Schmuck nicht zu schätzen wisse. Da sich beide Eltern noch nie so gestritten haben, legt Hannes die Brosche zurück. Sie wird gefunden und der Familiensegen ist wiederhergestellt. Thomas gelingt es erst nach einiger Zeit, das Collier an sich zu nehmen. Im Haus findet ein Empfang statt, der vor allem die potentiellen Geldgeber Berndorfs zur Finanzierung einer neugegründeten Firma animieren soll. Als Yvonne Berndorf auf Bitte des wichtigsten Finanziers Wiedemann das Collier anlegen soll, kann sie es nicht finden. Es kommt zur Familienkrise, da Berndorfs potentieller Geldgeber durch einen Anruf erfährt, daß das Collier noch nicht vollständig bezahlt war. Er sagt das Geschäft mit Berndorf ab. Die Feier endet abrupt und Thomas, der hört, daß die Polizei gerufen wird, flüchtet samt Collier zu Hannes. In seiner Panik wirft er das Schmuckstück in ein Auto auf dem Garagenhof von Hannes’ Vater. Als er erkennt, daß das Collier für die Familie eine existentielle Bedeutung hat, will er es zurückholen, doch das Auto wurde bereits von seinem Hamburger Halter abgeholt. Thomas und Hannes trampen nun über die Grenze nach Hamburg, wo sie den Wagen und das Collier wiederfinden und von einem Hamburger vom Fischmarkt zurück nach Berlin gefahren werden. Hier ist inzwischen deutlich geworden, wie sehr das Leben der Berndorfs vom Schein geprägt war. Alexander betrachtet seine Frau und seinen Sohn nur als Fassade für eine solide Existenz und hat längst in Yvonnes Freundin Susanne eine Geliebte gefunden. Die Autos der Familie werden abgeholt, weil alles nur auf Pump gekauft wurde, und als Yvonne anbietet, sich bei Finanzier Wiedemann zu prostituieren, hält Alexander sie davon nicht ab. Es kommt jedoch nicht dazu, da Thomas und Hannes zurückkehren und das Collier bei sich haben. Alexander wird durch das aufgetauchte Collier sofort wieder reputabel, da die Geldgeber nun von einem Bluff Alexanders ausgehen, auf den sie hereingefallen sind. Er genießt nun höheres Ansehen als zuvor und legt sich als erstes ein neues Auto zu.
Trotz seines gesellschaftskritischen Anliegens wurde der Film »Die Schönste«, 1957 von der DEFA gedreht, verboten. Als Gründe galten vor allem die versöhnlerische Sicht auf den Westen (die Fabrikantenfamilie kommt am Schluß wieder zusammen) und die Darstellung eines kleinbürgerlichen Arbeiterhaushalts. Auch eine zweite, stark gekürzte, umgeschnittene und mit neuen Szenen versehene Fassung des Films wurde 1959 nicht genehmigt. So konnte der Film »Die Schönste« erst vierzig Jahre nach seiner Entstehung rekonstruiert und uraufgeführt werden. Die Premiere fand im Mai 2002 statt und ermöglichte Einblicke in ein spannendes Kapitel deutscher Film- und Zensurgeschichte.